Es begann mit einem scheinbar harmlosen Anruf unseres Präsidenten Peter Griesemann am 20.06.2016, der mit der Botschaft verbunden war, dass ihn eine Auftrittsanfrage erreicht hätte. Dies ist grundsätzlich kein ungewöhnlicher Vorgang. Ungewöhnlicher dann allerdings der Termin: Mitte August 2016. Erst recht ungewöhnlich sodann der Auftrittsort: Das Mangrove Tree Hotel in Qingdao, welches ja bekanntermaßen in China liegt.
Da dieses Thema eine gewisse Komplexität erkennen ließ, um es mal zurückhaltend auszudrücken, war es auch mit Blick auf die nahende Urlaubszeit wichtig, einen Kameraden zu gewinnen, der in den nächsten Wochen die operative Federführung übernehmen konnte. Dieser war mit unserem Dr. Christian Glitzner, unser Regimentskoch seit der letzten Session, zum Glück auch schnell gefunden.
Somit sollten einige Wochen der Vorbereitung vor unserem Christian liegen, die er vermutlich nicht so schnell vergessen wird; die Redewendung „Arbeiten rund um die Uhr“ hat seit dem für ihn eine ganz neue Bedeutung. Unterstützt wurde er von unserem Schatzmeister Björn Griesemann, der die vertraglichen Grundlagen geregelt hat. Zum Glück erfuhr Christian aber auch außerhalb der Funken tatkräftige Unterstützung. An dieser Stelle gilt unser ausdrücklicher Dank dem Staatssekretär a.D. Wilhelm Hecker sowie Frau Dr. Qian Li nebst ihrem Team vom China Center Düsseldorf.
Neben den zahlreichen Detailfragen waren es zunächst die Flugkontingente, die wir für diese Reise benötigten. Ebenso stellte natürlich auch unser damit einhergehendes Sondergepäck mit Instrumenten, Schellenbaum, Fahnen usw. eine besondere Herausforderung dar. Die Geduld unseres Reisebüros AEROPLAN darf hier nicht unerwähnt bleiben.
Ach ja, da war ja noch das Thema mit dem Zabel, der natürlich zu unserer Uniform gehört. Dieser ist entsprechend der einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen offiziell als Waffe deklariert. Daher war die Mitnahme im normalen Reisegepäck ausgeschlossen. Es folgten Überlegungen in die eine und andere Richtung, die aber nicht wirklich überzeugen konnten. Den Knoten durchschlagen konnten dann unsere Freunde in China, die uns dieses Uniformequipment auf Basis einer Säbelscheide und einiger Fotos in China haben anfertigen lassen.
Eine besondere Herausforderung sollten dann auch die Visaanträge darstellen. Hierzu wurde eigens ein „Visaappell“ einberufen, damit auf die Tücken dieses Dokuments eingegangen werden konnte, wozu u.a. auch die richtige Schreibweise des Datums gehörte. Jeder einzelne Antrag wurde von o.g. Frau Dr. Li gewissenhaft geprüft. Einige Kameraden bekamen daraufhin sogar noch eine persönliche Einladung nach Düsseldorf, um einige Korrekturen im Antrag durchzuführen.
So vergingen die wenigen, dafür aber sehr intensiven Wochen der Vorbereitung wie im Fluge. Dann war am 18.08. schließlich frühes Aufstehen angesagt, da wir uns bereits zu noch nachtschlafender Zeit an unserem Turm getroffen haben.
Tag der Abfahrt – Donnerstag 18. August 2016
Endlich geht es los. Die Nacht hat manch einer nicht richtig durchschlafen können, wegen der anstehenden Reise in ein wirklich fernes Land. Die Frage die sich bestimmt viele in dieser Nacht gestellt haben – habe ich alles dabei, nichts vergessen und ist meine Uniform komplett? Bereits am frühen Morgen trafen sich die Artilleristen um 6_45 Uhr im Funkenturm um den Artillerie- und Mariechentanz unter der Leitung von Peter Bermes nochmals zu üben. Schließlich sollten wir in China direkt nach unserer Ankunft unseren ersten Auftritt haben; da sollte es nach einer längeren Trainingspause natürlich auch schon alles passen. Unser Peter Bermes, obwohl er nicht mitfliegen konnte, kam extra für diese Trainingseinheit vorbei.
Nach und nach kamen die Mitreisenden mit Privatfahrzeugen und Taxen vorgefahren. Schnell wurde der Bürgersteig voll mit Koffern und alle Teilnehmer waren in freudiger Erwartung. Punkt 8:00 Uhr ging es dann mit 4 Bussen endlich los, zunächst unspektakulär über die A 3, in Richtung China. Mit dabei waren auch unsere Künstlerfreunde Anton Fuchs und Heike Haupt sowie die Funky Marys. Unser Korpskommandant hielt eine kurze Ansprache im Bus und unterstrich hierbei, dass diese Tour durchaus eine historische Dimension für uns Blaue Funken hat.
Nach etwa 2,5 Stunden war dann Ankunft am Frankfurter Flughafen. Eine lange Schlange bildetete sich beim Einchecken, was mit Blick auf die Gruppengröße nicht überraschen konnte. Nachdem alles komplett verladen war, konnte die Reise in das Reich der Mitte beginnen. Es gab zwei Unterschiedliche Ziele – eine Gruppe flog nach Peking, die andere zu Zwischenstopp nach Shanghai.
Nach neun Stunden Flug kamen beide Maschinen an den jeweiligen Zielflughäfen pünktlich an. Die Weiterflüge nach Qingdao mit nochmals 1,5 Stunden Flug waren dann vergleichsweise überschaubar. Durch die Zeitverschiebung war es mittlerweile Freitagmorgen. Randbemerkung: Qingdao ist eine Hafenstadt in der Provinz Shandong und liegt bekanntermaßen im Osten der Volksrepublik China.
Dort, mithin am Flughafen, wurden wir mit Bussen von unserer chinesischen Reiseleitung abgeholt für den Transfer zu Hotel. Unsere Reiseleitung war extra aus Deutschland mit angereist und sollten sich in den nächsten Tagen mehr als mehr als wertvolle Unterstützung erweisen. Am Four Season Sheraton Hotel in Qingdao angekommen, wurden wir von unserem Regimentskoch Dr. Christian Glitzner und unserem Spieß Jürgen Pesch bereits erwartet, die als Vorhut bereits einen Tag vorher angereist waren.
Es wurden die Schlüssel verteilt, der die Pässe abgegeben und jeder konnte sich anschließend von dem langen Flug auf seinem Zimmer frisch machen. Um 18.00 war treffen in großer Uniform in der Hotellobby angesagt, wo unserer Korpskommandant den „Tagesbefahl“ verlas. Die angefertigten Zabel wurden verteilt und es hieß „aufsitzen“! Mit den Bussen fuhren wir nur wenige Minuten zu der Location, wo wir die kommenden Tage die Auftritte absolvieren sollten. Hier trafen wir dann auch den bereits angesprochenen Wilhelm Hecker sowie unseren Bürgermeister Hans-Werner Bartsch, mit dem wir im fernen China auf seinen Geburtstag anstoßen konnten.
Es sei zur Vervollständigung noch zu erwähnen, dass die Temperatur immer noch jenseits der 30 Grad, die Luftfeuchtigkeit bei rd. 95% lag. Diese Informationen sind durchaus von Bedeutung, sollten die Auftritte doch unter freiem Himmel stattfinden. Viele der anwesenden Gäste ließen es sich dann nicht nehmen, ein paar Selfies mit uns machen zu lassen. Der Auftritt, vorgetragen in (Hoch-)Deutsch mit chinesischer Übersetzung, wurde dann lediglich durch einen kleinen Regenschauer überschattet; in China ein Ausdruck von besonderem Glück.
Nach dem Auftritt fuhren wir wieder mit Bus zurück zum Hotel. Dann ging es zum Abendessen und im Anschluss natürlich an die Hotelbar. Die Hotelbar gehörte dann uns und es wurde intensiv bis in die Nacht über die ersten Eindrücke gesprochen. Geprägt von einer tollen Kameradschaft gingen diese Gespräche dann bis in den frühen Morgen.
Samstag 20. August 2016
Nach dem Frühstück wurden wir um 10.00 Uhr am Hotel abgeholt. Ziel war es der Hafenstadt Qingdao im Rahmen einer Stadtrundfahrt einen Besuch abzustatten. Unsere ortskundigen Busfahrer zeigten uns hierbei wirklich auch die kleinsten Gassen. Somit bekamen wir wirklich viel zu sehen.
Wir wurden dann auf einem großen Busparkplatz rausgelassen und in drei Gruppen für einen Erkundungsspaziergang aufgeteilt. Die vielfältigen Eindrücke, die wir bei dieser Erkundung sammeln konnten, lassen sich aufgrund der großen Zahl hier nicht beshreiben.
Um 18.30 Uhr war dann wieder Treffen in der Hotellobby um von dort zu unseren Auftritten zu fahren. Nach dem ersten Auftritt, der nahezu frenetisch von den Gästen gefeiert worden ist, kamen die Funky Marys an der Reihe, die wir Blaue Funken im Hintergrund als Bühnenbild begleiteten. Anschließen gab es ein Essen im Foodcourt. Nach dem Essen absolvierten wir an diesem Abend unseren zweiten Auftritt, wobei der dann wieder unter dem einsetzten Regen litt. Hierbei soll nicht unerwähnt bleiben, dass es etwa nur 10 Tage Regenwetter in der Region Qingdao gibt – Blaue Funken als Glücksbringer.
Nach der Rückfahrt ins Hotel waren für den Rest des Abends wieder gemeinsame Gespräche an der Hotelbar angesagt.
Sonntag 21. August 2016
Auch die zweite Nacht in China war für uns Funken, die ihren Auftrag als Botschafter des karnevalistischen Frohsinns überaus ernst genommen haben, zeitmäßig sehr überschaubar, so dass die Busfahrt am Folgetag zu einem in der Nähe von Qingdao gelegenen Denkmals sehr ruhig verlief.
Das Denkmal selber, auf einem kleineren Berg an der Küste gelegen, hat uns dann aber erheblich überrascht. Nachdem wir ca. ein Drittel des Weges mit Mehrsitzer-Golfwagen überaus schwungvoll befördert wurden, musste der restliche Weg über unzählige Treppenstufen bei über 30° C und 90 % Luftfeuchtigkeit bewältigt werden. Oben angekommen, konnte man dann aber eine lebensgroß nachgestellten Szenen einer Kapitulation gegenüber dem Kaiser bewundern, die erhebliche Ähnlichkeiten (zumindest in der Vorstellung einiger) mit dem Gesuch einer Beförderung gegenüber unserem Kommandanten Thomas Klinnert hatte. Man ließ es sich deshalb nicht nehmen, diese Begebenheit auch direkt vor Ort in lebend nachzustellen.
Zurück im Hotel war dann auch schon wieder die temperaturangepaßte, gemütliche Vorbereitung auf unsere abendlichen Auftritte angesagt, die von unseren beiden Wachoffizieren Georg Griesemann und Henry Rode befehligt werden sollten.
Nach dem ersten Umlauf des Platzes durch unseren Spielmannszug schlossen sich die Funken wie gewohnt an und waren zunächst überaus erleichtert, dass dieses Mal – ob des sonst in diesem Augenblick beginnenden Regens im Gegenzug zu den beiden vorangegangen Tagen – die Uniformen nur von einer Seite nass wurden.
Beide Auftritte wurden wieder von unserem Spielmannszug, den Funken, den Artillerietänzern und unserem hervorragend aufgelegten „China“-Tanzpaar Sandra Burrenkopf und Nico Bennerscheid mit Bravour gemeistert. Der Funke ist quasi auf die chinesischen Zuschauer übergesprungen.
Sehr gerne haben wir auch wieder „unseren“ Funky Marys im Anschluss an die Wachen eine Kulisse gestellt und deren Auftritte mitgefeiert.
Diese sorgten dann jedoch beim letzten Auftritt mit einem riesen Knall für eine Sensation !
Spontan und ohne große Absprache beschlossen die Mädels auf der Bühne, als Zugabe, erstmals ihren neuen Song „Mer schrieve Jeschichte“ zu präsentieren. Eine Weltpremiere; der Titel war quasi Programm …… !
Wir freuen uns außerordentlich, dass dieser einzigartige Moment auch per Video festgehalten und im Internet durch die Funky Marys veröffentlicht wurde.
Entsprechend begeistert wurde dies und der Abschluss unserer erfolgreichen Auftritte in China noch ausgiebig in der Hotelbar nachbesprochen und zu Ehren des chinesischen Auftraggebers ein Auftritt in Zivil mit Potpourri, Funkentanz und A-cappella-Einlage der Funky Marys gegeben.
Montag 22. August 2016
Am Montag stand dann „Shopping“ auf dem Plan. Drei vollbesetzte Busse machten sich auf zu einem imposanten Einkaufszentrum, welches direkt am Meer lag und von weit her schon durch das eindrucksvolle Riesenrad auf sich aufmerksam machte.
Rund 150 Geschäfte warteten scheinbar exklusiv auf uns.
Alle führenden Marken waren vertreten, doch die Begeisterung hielt sich in Grenzen, als wir schnell feststellten, dass das Preisniveau mit dem unsrigen vergleichbar war bzw. in sehr vielen Fällen sogar deutlich höher angesiedelt war.
Während die einen die Vorzüge der Klimatisierung genossen, entdeckten die anderen das Kind im Manne, testeten das riesige Bällebad oder dreht ein paar Runden auf Kufen in der angeschlossenen Eisporthalle. Mehr oder weniger bepackt ging es um die Mittagszeit zurück ins Hotel.
Am frühen Abend machten wir uns, diesmal in „zivil“, auf den Weg zu unserem Auftrittsort, um einer Einladung zum Abendessen zu folgen, welches vom Team um Peter Hettinger zubereitet wurde.
Bei Sauerbraten und Frikadellen konnten wir uns dabei auch einmal ein paar Auftritte der einheimischen Künstler anschauen. Hierbei zeigte sich, dass zugeworfene Plüschtiere Funken durchaus begeistern können.
Im Anschluss ging es dann zu einem der beiden „Bierfeste“, für die Qingdao berühmt ist. Offenbar aus Rücksicht fuhren wir zu der kleineren Ausgabe, die lediglich die Dimensionen des Münchener Oktoberfestes aufwies.
Bei gekühltem bayrischen Bier, welches von den Töchtern des Landes in zünftigen Dirndl bzw. deren landesspezifischer Interpretation, serviert wurde, genossen wir das Showprogramm auf der Bühne, bis wir diese im Anschluss an die letzte offizielle Programmnummer, selbst für einen Kurzauftritt in Beschlag nahmen.
Sehr zur Freude der chinesischen Zuschauer präsentierten wir mit Stippefott und boten den Funkentanz dar. Im Anschluss wurde der hiesige DJ in kölsches Liedgut eingeweiht und so feierten wir mit dem Sessionshit „Schubidubidu mer sin us der Stadt met Q“ bis im wahrsten Sinne des Wortes „de Schmier dr Stecker trog“.
Ein reger Informationsaustausch mit Nachbesprechung an der Hotelbar bis zum Sonnenaufgang war obligatorisch; aber das sagten wir ja schon.
Dienstag 23. August 2016 – Tag der Rückreise
Eher mit einem weinenden Auge wurden am Dienstagmorgen gegen 4.00 Uhr die ersten Funken und Spielleute mit dem Bus abgeholt, um den Heimweg anzutreten. Da war die Bar noch mit einer stolzen Zahl von Funken gefüllt, die sich dann herzlich von den Kameraden verabschieden konnten.
Am Morgen wurde dann nochmals gefrühstückt und anschließend die Koffer gepackt. Um 14.30 wurden die übriggebliebenen Funken wieder von den Bussen abgeholt, die uns dann zum Flughafen brachten. Das Einchecken und die Passkontrolle erfolgten dank unserer Reiseleitung sehr zügig und unbürokratisch. Die Funkenkameraden wurden wieder auf zwei Linienflüge mit dem Ziel Peking und Shanghai verteilt. Abflug war für beide Flüge gegen 19.00 Uhr.
Am kommenden Morgen kamen beide Flugzeuge gegen 6.30 Uhr fast gleichzeitig in Frankfurt an, wo die Busse für den Weitertransfer bereits parat standen; um 10.00 Uhr hatte Köln uns schließlich alle wieder.
Es war ohne Zweifel eine unvergessliche Tour mit der angekündigten historischer Dimension. Eine tolle Stimmung und Kameradschaft, eine hervorragende Organisation und die Erkenntnis, eine gute Visitenkarte zurückgelassen zu haben, waren deren Markenzeichen. Jeder der dabei war trug mit Stolz das Wöblchen und wir hatten so die Gelegenheit, unsere Gesellschaft sowie unsere Vaterstadt in einem so weit entfernten Land würdig zu vertreten.