Auf unserer letzten Senatsreise nach Antwerpen wurde traditionell beschlossen, wohin unsere Reise in diesem Jahr führt. Am 22. Mai war es nach langer Vorbereitung endlich soweit. Pünktlich um 10.45 Uhr hob der Airbus A319 von Eurowings am Flughafen in Düsseldorf ab. Nach einer Flugzeit von etwas über einer Stunde landeten wir in Venedig. Dort wurden wir von unserer Reiseleiterin Frau Givoanna Tosetto herzlich begrüßt. Wie sich später herausstellte, war sie ein Glücksgriff. Mit ihrer Flexibilität, mit ihrer herausragenden Kompetenz und ihrem umfangreichen Wissen, begeisterte sie uns alle.
Ein moderner Bus wartete schon am Flughafen auf uns. Nach dem Verstauen unseres Gepäcks fuhren wir nach Udine wo wir im Ambassador Palace Hotel für die nächsten Tage unser Quartier aufschlugen. Friaul kann auf eine bewegte Geschichte zwischen Österreich, Italien und Jugoslawien zurückblicken. Bis 1866 gehörten Friaul und Julisch Venetien zu Österreich, das Friaul jedoch nach den italienischen Unabhängigkeitskriegen an das neu gegründete Königreich Italien abtreten musste. Im Jahr 1918, nach dem ersten Weltkrieg, verlor Österreich auch Julisch Venetien, zu dem damals auch die Halbinsel Istrien gehörte, an Italien. – . Nach dem Einchecken im Hotel und dem Beziehen unserer Zimmer, erkundeten wir in einem Spaziergang Udine, welche die zweitgrößte Stadt im Friaul ist. Wir sahen das Schloss, die herrliche Piazza della Liberta‘, Mittelpunkt der Stadt, am Fuß des Burghügels. Hier steht der Palazza del Comune und das im Stil des Dogenpalastes von Venedig erbaute Rathaus. Auf dem Burghügel befindet sich das Castello aus dem 16. Jahrhundert mit der ältesten Kirche von Udine, S. Maria Del Castello. Nachdem den ersten Eindrücken dieser Stadt ließ sich unsere Gruppe das Abendessen im Hotel Ambassador Palace munden. Auch der Wein der uns kredenzt wurde, war einfach nur lecker.
Am Donnerstagmorgen wartete Marko, unser Fahrer mit seinem Bus, bereits am Eingang des Hotels auf uns. Über wunderschön gelegene Landstraße, die am Rande mit den typischen Baumbeständen dieses Landstriches wie Zypressen, Pinien und Pappeln und mit blühenden Klatschmohnfeldern bewachsen waren, erreichten wir in einer kurzweiligen Fahrt unser Ziel für den heutigen Tag, die Stadt Triest. Sie ist eine faszinierende Stadt. Die 500 Jahre unter der Herrschaft der Habsburger prägen die Stadt noch heute. Der Reiz liegt in der Mischung dieser Vergangenheit mit der italienischen Gegenwart. Triest war von 1382 bis 1919 unter österreichischer Herrschaft und der Habsburger Kaiser Karl VI. proklamierte es 1719 zum Freihafen. Der Einfluss der Habsburger prägte die Stadt sehr und machte Triest zu einem „Wien an der Adria“. Man hat den Eindruck, sich in Österreich zu befinden aufgrund der unterschiedlichen mediterranen, balkanischen und alpenländischen Eindrücke. Ein Augenschmaus sind die Paläste mit ihren herrlichen Fassaden an der Uferpromenade sowie die barocken Bauwerke wie die Kirche S. Maria Maggiore oder die klassizistischen Gebäude wie der Palazzo Carciotti. Der Mittelpunkt der Stadt ist die Piazza dell’Unita d’Italia, welche gesäumt wird vom Hafen, vom Pallazo Comune und vom Palazzo Governo. Erwähnenswert ist auch der typisch kleine Hafen „Canal Grande“ wo sich wunderschöne, kleine Bistros aneinander reihen. Nach einer kleinen Stärkung in der Mittagspause ging es auch schon weiter zu unserem zweiten Ziel an diesem Tag. Cividale. Heute allegemein als „langobardische Stadt“ bekannt, wurde Cividale von den Römern unter dem Namen „Forum Julii“ am Eintritt des Natisone in die Ebene gegründet und später von den Langobarden zum Sitz ihren ersten Herzogtums erwählt. Wir besichtigen dort den Dom mit dem Domschatz und das Tempietto (kleiner Tempel) mit langobardischen Hochreliefs. Interessant war auch das archäologische Museum und den Gang über die Teufelsbrücke. Nach ausführlichen Erklärungen unserer Reiseleiterin Giovanna, fuhren wir am Abend zurück nach Udine und ließen uns das Dinner im Restaurant „Concordia“ gut schmecken.
Heute, am Freitag, stand die Fahrt nach Grado auf dem Programm. Grado ist ein schönes kleines Städtchen, das auch die Sonneninsel genannt wird. Das Wetter machte dem Namen alle Ehre. Die Sonne setzte unserem Besuch das Sahnehäubchen obenauf. Die Stadt antiken Ursprungs liegt zwischen Meer und einer Lagune. Im dichten Netz der Calli (kleine Straßen) und Campielli (Plätze), welche die Kathedrale von St. Eufemia umschließen, herrscht die Atmosphäre eines venezianischen Hafens. Dank seiner Lage und seiner feinen Sandstrände, hat der Ort den Beinamen „Isola del Sole“ (Sonneninsel) bekommen.
Mit einer zweistündigen Bootstour erkundeten wir die Lagune von Grado und deren Fischerhäuschen. Die Route führte uns entlang der Orientalischen Kanäle der Lagune. Nach der „anstrengenden“ Bootstour hatten wir dann anschließend eine Mittagspause verdient. Nachdem alle wieder bei Kräften waren, ging es mit dem Bus zur Besichtigung des nahegelegenen Aquileia. Der Ort ist UNESCO-Weltkulturerbe seit 1999 und zeigt die alte römische Kolonie Aquileia, welche 181 v. Chr. gegründet wurde, der Ruhm der Vergangenheit durch die archäologischen Ausgrabungen des Forums, der Flusshafen und der Wohngebiete von über 2.000 Jahren. Die Sammlung der außergewöhnlichen und sehr schönen frühchristlichen Mosaiken in der alten patriarchalischen Basilika ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Wir waren sehr beeindruckt von dem schönen romanisch-gotischen Bau der Kirche und den herrlichen Mosaiken. Auf der Höhe seiner Blütezeit war Aquileia Mittelpunkt des Handels zwischen Mittelmeer und Donaugebiet. Seine damaligen Bewohner gründeten die Stadt Venedig. Nach dem kulturellen Hochgenuss fuhren wir zur Besichtigung eines bekannten Weingutes. Wir hatten dort Gelegenheit, die Weine dieses Winzers zu kosten und uns von der Qualität des Produkts zu überzeugen. Es wurde sparsam eingeschenkt, was uns aber später zu Gute kam, da der Geschmack dieser Weine nicht allen gut mundete. Der Abend stand denn zur freien Verfügung in Udine.
Am vorletzten Tag unserer Senatsreise, stand San Daniele auf dem Programm. Das Städtchen San Daniele liegt mitten in Friaul auf einem Hügel des Moränengürtels in einer herrlichen Landschaft mit Bergen der Voralpen und Karnischen Alpen. Dank seiner lokalen Herstellung von Schinken wurde der Ort weltberühmt. Die Schinkenbearbeitung ist ein wichtiger Bestandteil der Geschichte von San Daniele und spielt auch heute noch in der Wirtschaft der Stadt eine wichtige Rolle. Der Programmpunkt lag also klar auf der Hand und wir besuchten eine „Prosciuttificio“. Nach Aussagen der Chefin, produziert dieser Betrieb alleine drei Millionen Schinken pro Jahr. Vom Geschmack, Aussehen und Geschmack ist er dem Parmaschinken sehr ähnlich. Wir bekamen in einem Kühl- bzw Lagerraum aufgezeigt, wie der frische Schinken bearbeitet wird, um solch einen wunderbaren Geschmack zu bekommen. Davon konnten wir uns dann auch bei einer ausführlichen Kostprobe überzeugen. Als Dank für die großzügige Bewirtung erhielten die Drei-Generation Geschäftsleitung, bestehend aus der Seniorchefin, der Schwiegertochter und der Juniorchef aus den Händen unseres Senatspräsidenten Lutz Schade unsere diesjährigen Funkenorden.
Am Nachmittag führte uns der Weg mit dem Bus weiter nach Spilimbergo. Dort besichtigten wir voller Bewunderung die berühmte „Friuli Mosaikschule“. Was dort alles aus kleinen bunten Steinchen und Gassplittern gefertigt wurde, ist einfach phänomenal und schwer in Worte zu fassen. Nachdem der Besuch in der Schule viel länger dauerte als geplant, mussten wir uns sputen, um nach Udine zukommen. Am letzten Abend wartete ja schließlich unser traditionelles Galaessen auf uns. Der Service im Restaurant „Belvedere“ wartet bereits auf unsere Gruppe. Während des Empfangs mit Prosecco und anderen flüssigen Köstlichkeiten aus der Region auf der Terrasse des Restaurants, bedankte sich Lutz Schade bei Rosi Zimmermann, die in eine gut organisierte und interessante Reise zusammengestellt hatte. Anschließend wurde dann im schön geschmückten Saal Platz genommen. Alle ließen sich das köstliche Viergangmenü schmecken. Ganz spät in der Nacht chauffierte uns Marko mit seinem Bus sicher zum Hotel zurück.
Am letzten Tag unserer Reise stand nur noch der Transfer zum Flughafen in Venedig auf dem Programm. Dort starteten wir fast pünktlich in Richtung Düsseldorf. Wiedermal ging eine sehr schöne Senatsreise zu Ende.
Text: Wolfgang Hausmann | Fotos: Elke Hausmann